1. Februar 2023

Lesemonat Januar 2023

Sally Rooney – Schöne Welt, wo bist du

„Schöne Welt, wo bist du“ hat mich zum Nachdenken angeregt wie schon lange kein Roman mehr. Sally Rooney erzählt die Geschichte vier junger Menschen Ende ihrer Zwanziger so authentisch und unaufgeregt, dass sie mich direkt gefesselt hat. Dabei beleuchtet sie die Herausforderungen und Probleme dieser Generation stets auf treffende, mal beeindruckend philosophische, dann wieder brutal nüchterne Art und Weise. 

Besonders in dem regelmäßigen Emailaustausch zwischen den beiden weiblichen Protagonistinnen, der sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht, sind die Gedankengänge teilweise so tiefsinnig geworden, dass ich das Hörbuch zwischendurch angehalten habe, um das Gehörte sacken zu lassen und mir meiner eigenen Meinung zum Thema bewusst zu werden. Für mich insgesamt ein absolut lesen-/hörenswerter Gegenwartsroman, der über das letzte Wort hinaus nachhallt.


Friedrich Dürrenmatt – Der Besuch der alten Dame

„Der Besuch der alten Dame“ habe ich zu Schulzeiten bereits gelesen und vor ein paar Jahren toll inszeniert im Schauspielhaus Bochum gesehen. Als mir das Buch Anfang des Jahres in die Hände gefallen ist, hatte ich Lust, es noch einmal zu lesen. Die Idee der Geschichte ist ebenso einfach wie brillant. Das kurzweilig und unterhaltsam zu lesende Stück befasst sich mit der Frage, wie weit Menschen für Geld zu gehen bereit sind und deckt dabei auf eindrucksvolle Weise die moralischen Abgründe der menschlichen Existenz auf. Dafür braucht Dürrenmatt nicht mehr als ein verschuldetes Dorf, eine skrupellose Milliardärin und ein paar Einwohner, die einfach nur Mensch sind. Für mich ein Pageturner, den ich jedem empfehlen und immer wieder lesen kann.


Brigitte Hamann – Elisabeth

Die Sissi Filme sind zur Weihnachtszeit schon immer ein absolutes Muss für mich gewesen. Nachdem ich letztes Jahr die RTLplus Serie gesehen habe, die noch einmal eine ganz andere Perspektive auf das Leben der Kaiserin eröffnet, wollte ich gerne eine Biografie lesen, um frei von den fiktiven Elementen der Verfilmungen, mehr über die historische Person zu erfahren. Die Historikerin Brigitte Hamann teilt Elisabeths Leben von der Verlobung in Ischl bis zu Ihrem Tod in vierzehn Kapitel auf. Mit Hilfe zahlreicher Bezüge auf Gedichte, Tagebücher und Briefe der Kaiserin und ihres unmittelbaren Umfelds, ergänzt durch Bilder und eine Zeittafel, bekommt man einen ziemlich guten Eindruck davon, wie Elisabeth gelebt hat. Nicht nur von den sozialen und politischen Gegebenheiten ihrer Zeit, sondern auch von ihrer Gedanken- und Gefühlswelt. Es gibt viel Text, die Informationsdichte ist sehr hoch, sodass ich immer nur einige wenige Seiten am Stück lesen konnte und noch immer nicht komplett durch bin. Insgesamt kann ich die Biografie allen empfehlen, die die beliebte Figur aus Film und Fernsehen wiedererkennen, aber darüber hinaus noch einiges Neues über eine zerrissene Persönlichkeit erfahren möchten, die diese eben auch war.

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